Unebenheiten - Bericht einer Zuschauerin

„Unebenheiten“ am Samstag, 18.9.2010
in Sittendorf bei Hinterbrühl

Beim Eintreten durch die schmale Mauerpforte des Pfarrhofes in Sittendorf bin ich überrascht:
In ruhiger, fast idyllischer Atmosphäre präsentiert sich im sanften Licht des späten Nachmittags ein ländliches Anwesen, im begrünten Innenhof stehen  bunte Klapphocker (als mobile Sitzgelegenheiten, wie sich bald herausstellt!). Das Publikum steht erwartungsvoll in den Arkaden vor dem Theatersaal. Eines steht fest: der Abend heute wird „ein wenig unkonventionell“ werden!

Da bleibt mein Blick an einer bunt gekleideten Maskengestalt haften; plötzlich aufgetaucht beginnt sie sich zu nähern, wie eingefroren wirken die Bewegungen in ihrer Langsamkeit … neugierig sieht sich das Publikum um - da ist noch eine Maske, dort erscheint die nächste! Was sie wohl von uns wollen? Noch bekommen wir keine Antwort- alle Gestalten ziehen sich  wieder zurück, verschwinden hinter Türen, Gebäuden, im nahen Wald.

Eine Einladung ihnen zu folgen? Ein Harlekin deutet: mitkommen! Und wir begeben uns auf eine wundersame Reise. Die Klapphocker unterm Arm marschieren wir los: Hinter dem  Wohngebäude ist die erste Szenerie aufgebaut, und sobald wir uns zwanglos gruppiert haben, erleben wir einen amüsanten Sketch, frei nach Loriot. Kaum erlischt der Applaus, geleiten uns Harlekin und die schwarz gekleideten Darsteller nun zu unterschiedlichsten Schauplätzen. Waldrand, Wiese, Holzstoß, Pool, ein Auto, auch die Fenster der Scheune sind ebenso attraktives wie passendes Umfeld zu weiteren literarischen Impressionen, Interpretationen und Improvisationen. Erzählungen, Texte von Rilke, Glattauer, Chaplin und anderen werden dem Publikum vorgetragen und zugleich bildhaft- körperlich gestaltet. Jeder Szenenwechsel ist ein Eintauchen in ein neues Bühnenbild, in eine neue Performance, bei der auch Feuer, Gesang und Tanz nicht zu kurz kommen. Die hereinbrechende Dunkelheit erlaubt faszinierende Licht- und Schattenspielereien.

Ich fühle mich nicht nur zusehend, sondern teilnehmend, und als die Textspielereien zu Ende sind, genießen Darsteller und Publikum gemeinsam ein Sektbuffet unter dem kühlem Spätsommer-Nachthimmel.

Ein Abend der Literatur, der Geselligkeit und des Staunens! 

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